Wollte mal einen Thread machen, um einen Schneider zu vermeiden. Dazu schreibe ich mal meine allgemeine Vorgehensweisen auf. Tipps und Vorgehensweisen von anderen sind natürlich auch erwünscht und willkommen. Diese sind für Bergseen, wo nicht mit untermässigen Fischen zu rechnen ist, also klassische Put&Take-Gewässer, wie ich sie im Kanton Bern befische: Engstlensee, Öschinensee, Arnensee, sowie Stockenseen.
Combo 1:[list]
[*]Eine kürzere Spinnrute um 1.80 bis 2.30m und einem WG um 1-9g. WG bis 14g geht auch noch. Lädt sich beim Wurf aber schlecht auf.
[*]Eine möglichst leichte Spinnrolle mit möglichst grossem Spulenkern. Ich verwende 2506er Modelle von Daiwa. Ein 2004er oder 1003er Modell würde auch noch gehen, aber da ist halt der Spulenkern ganz klein und die Schnur bekommt kleinere Windungen, was die Wurfweite beeinflusst.
[*]Ein sehr feines, möglichst unauffälliges Mono, das nicht schimmert (z.B. Fighter schimmert). Besonders bewährt hat sich Toray BAWO 0.165mm 4lbs. Ein 14er Mono einer anderen Marke geht auch, wenn man es sich zutraut.[/list]
Combo 2:[list]
[*]Eine Rute um 3-3.3m mit WG um 15-40 oder 25-50g.
[*]Eine Rolle etwa in 2500er Daiwa-Grösse.
[*]20-23er Mono wie z.B. Toray BAWO 0.205mm 6lbs.[/list]
Wichtig:[list]
[*]Scheissegal wenn man die Schnur selber nicht sieht. Aufpassen, dass man den Köder nicht in die Ringe zieht. Metall im Ring kann Ring kaputtmachen oder Rutenspitze brechen.
[*]Da z.T. feine Hauptschnur und feine Vorfächer verwendet werden, vorsichtig drillen (Schnur kann reissen oder Drillinge aufbiegen), Kescher immer bereithalten und bei Fischen ab 28-30cm konsequent keschern.
[*]Immer Drillinge nach jedem Biss kontrollieren. Zurückbiegen oder ersetzen, wenn stark verbogen.
[*]Rutenspitze nach unten halten im Drill, damit Forellen weniger springen und Köder abschütteln können.
[*]Nie stark anschlagen. Beim Spinnfischen nur wenig und dann anschlagen, wenn die Rute bereits ziemlich krumm ist und man anhand der Biegung weiss, dass eine Hakenspitze angesetzt hat. Auf leichteste Zupfer nur minimal oder gar nicht reagieren. Auf keinen Fall stark anschlagen bei leichtesten Zupfern, sonst verschreckt man die Fische und/oder zieht ihnen den Köder grad wieder aus dem Mund, wo noch keine Hakenspitze Halt gefunden hat.[/list]
Vorsichtige Fische beim Spinnfischen?
Am Engstlensee habe ich das schon paarmal beobachten können. Man fischt mit Blinker um 6-12g oder 6-8cm Wobbler und die normal umherschwimmenden Fische suchen das Weite, weichen aus, schwimmen nur einmal langsam dem Köder nach und behandeln ihn dann wie Luft. Dann kommt die Combo 1 zum Zug, sowie Mikroblinker, die effektiv um 1 - 1.5g leicht sind (auch wenn im Katalog steht, dass sie 3-4g sind). In 12 Jahre alten Jenzi-Katalogen gabs den Espo Lurex, den es leider nicht mehr gibt. Es gibt auch andere Köder. Einfach drauf schauen, dass sie nicht grösser als 25mm lang und nicht zu breit sind. Wenn die Forelle einen Effzett oder Mozzi verschmäht, dann nimmt sie meistens doch noch einen Mikroblinker, der ihr keine Angst macht. Den Köder extrem langsam führen, damit er noch schön spielt. Man muss sich an die optimale Geschwindigkeit rantasten, damit er noch sauber läuft. Minimalste Twiches nur äusserst selten, so alle 3m oder so.
Der oben rechts ist aus den USA. Weiss nicht mehr, ob ich den bei Cabelas oder Bass Pro gefunden hab. Geht auch nicht schlecht.
Wenn die Fische selbst bei Mikroblinkern nur noch nachschwimmen, nicht beissen wollen und keine langsamere Führung möglich ist durch das Sinkverhalten des Köders, kommen kleine Suspending-Wobbler zum Zug, die möglichst realistisch aussehen, also keine Schockfarben. Twitchbaits um 33mm bis max 5cm und schlank. Keine kugelförmigen Crankbaits. Diesen führt man extrem langsam. 1-2 Twitches, Pause, 1 Twitch, Pause, 1-2 Twitches, Pause und so weiter. Durch diese langsame Köderführung können die Salmoniden den Wobbler genauer anschauen. Deshalb ist es wichtig, dass sie optisch was hermachen und so wenig unnötiges dranhängt wie möglich. Das heisst, dass ich beim Wobbler den Springring vorne an der Maulspitze wegnehme und den Wobbler direkt mit dem kleinstmöglichen Snap an die Hauptschnur hänge. Karabinerwirbeli, Dreifachwirbeli und grosse Snaps sind tabu. Ebenso fische ich UL nie mit Geflochtener und einer begrenzten Vorfachlänge. Besser sind auch dunkle Snaps als silbrige, finde ich. Durch die langsame Köderführung mit Suspendern ist es im Gegensatz zum Blinker möglich, Spinnstopps in Flachwasserzonen zu machen, wo Forellen, Kanadier und Egli (wo vorhanden) nach Elritzen jagen. Besonders über dem Kraut, wie es in den Stockenseen vielerorts vorkommt.
Wenn das Wasser wie häufig im Öschinensee trüb ist, dann nicht direkt ans Wasser stehen, sondern 1m vor dem Ufer und die Rutenspitze sollte auf den Boden 20cm neben der Uferlinie zeigen und die Köderführung geht effektiv bis ans Ufer. Schon häufiger hatte ich die Bisse in 5cm Tiefe, 20cm von der Uferlinie weg. Die Kanadier lassen den Köder nicht gerne aufs Trockene entkommen
Eine Polarisationsbrille?
Die macht bei mir eher selten den Unterschied zwischen Schneider und Erfolg. Aber die Brille erleichtert je nach Wasserfärbung und Sonnenstand, sowie Stärke des Wasserkräuselns vom Wind, wie tief und weit man vom Ufer weg die Fische noch entdecken kann. Die alte Regel, "Fische, die man sieht, beissen nicht", ist ein Relikt aus alten Zeiten. Das trifft bei schweren Ködern und dicken Schnüren im Schnapsklaren wasser zu, aber nicht bei der UL-Spinnfischerei. Solange man Fische umherziehen sieht in Abständen von weniger als 25m vom Ufer, besteht grosse Hoffnung. Besonders praktisch, wenn sie oberflächenaktiv sind und ihre Pisition durch "Mohnen" verraten, wenn man sie nicht sehen sollte. Wenn möglich die Fische um 3m überwerfen, 1m rechts oder links von den Ringen im Wasser. Auch wenn man nur 15-20m weit werfen kann mit Ködern um 1-2g, kann man mit damit weitaus mehr Erfolg haben als mit Spinnködern abzuschneidern, mit denen man 80m weit werfen kann, die wegen ihrem Gewicht keine langsame Köderführung und Spinnstops zulassen, um die Fische in der obersten Wasserschicht zu befischen.
Fischen mit Combo 2. Passiv.
Wenn es mit UL-Spinnfischen keine Fänge gibt, es der Wind zulässt und die Fische hoch stehen, fische ich an der zweiten Rute zusätzlich zur aktiven Combo 1, passiv mit Buldo und Bienenmade. Ich verwende am liebsten solche, wo man die Tiefe einstellen kann. Also die leicht ovalen mit konischem Röhrchen drin, in dem wiederum ein konisches Zäpfchen steckt, wo man die Schnur noch einfädelt. Dieser wird mit soviel Wasser gefüllt, dass die Kugel ca. einen cm aus dem Wasser rausschaut, wenn man 1.5-2g Blei dranhängt. Unter dem Buldo fädle ich ein Tropfenblei mit Schlauch drin in vorher erwähntem Gewicht ein und dann kommt ein Karabinerwirbeli, wo man das Vorfach anhängt. Falls das Vorfach 70-80cm lang ist, kürze ich es auf 50cm runter. Der Abstand zwischen Karabinerwirbeli (das auch das Blei stoppt) und Buldo muss entweder 0 (null) oder länger sein als die Vorfachlänge. Bei mir also normalerweise ca. 70cm lang und mit 50cm Vorfach, ergibt sich eine Tiefe aus 1,2m. Bei Abstand Null dann halt nur die Vorfachlänge. Während dem Wurf in der letzten Flugphase die Schnur langsam abbremsen, damit das Blei, sowie der Köder HINTER dem Buldo langen. Wenn man beim Wurf gar nicht abbremst, hängt der Köder auch mal gerne am Buldo und es beisst nie was. Typischer Anfängerfehler. Haken verwende ich um Grösse 10, die geleimt sind, sowie nur eine einzige Bienenmade, da mir persönlich sowas natürlicher erscheint als 2 Bienenmaden. Der Haken wird beim Popo hinten reingesteckt und die Hakenspitze sollte möglichst hinter der harten "Stirnplatte" hinkommen. Der komplette Haken muss in der Bienenmade versenkt werden und keine Spitze sollte rausschauen. Vorfach verwende ich am Anfang so um 0,18 oder 0,16. Wenn trotz umherziehender Fische nichts beisst, gehe ich auf 14er Vorfach runter. Das macht an manchen Tagen gerne einen grossen Unterschied aus. Währenddem der Nachbar mit 22er Vorfach nur alle 2h einen Biss hat, hat man alle 20min Action dran und/oder muss die Bienenmade wechseln.
Falls keine Oberflächenaktivitäten auszumachen sind, fischt man mit einer simplen Grundmontage oder Sbirolino auf Grund. Nicht schlecht ist, wenn man entweder auf Grund so fischt wie am Buldo, oder doch 2 Bienenmaden verwendet, sowie dazwischen ein kleines, gelbes Styroporkügelchen auf den Haken tut, damit der Köder vom Grund abhebt. Vorzugsweise ein winziges Schrotblei 10-15cm vor den auftreibenden Köder klemmen. Auf dem Grund verwende ich aber keine so feinen 14er Vorfächer wie am Buldo, sondern eher 18er. Abfischen tu ich an den Bergseen im Normalfall nur die obersten 2-3m und die untersten 2m. Das Zwischenwasser hatte mir bisher noch kaum Glück gebracht. Zumindest nicht im Öschi, Engstlen, Arnen und (Hinter-)Stockensee (der untere bei Mittelstation Chrindi).
Falls viele Fische mohnen und weder auf UL-Spinnerei, noch auf Bienenmade am Buldo ansprechen, nimmt man etwas, das schwimmt, benutz ca. 1.5-2m 14er Vorfach nach dem Schwimmkörper und bindet dann eine kleine, schwarze Fliege dran. Falls man nicht sowas wie ein "halb mit Luft gefüllter Plastiktropfen" (keine Ahnung, wie das heisst) um 10-20g hat, kann man auch einen Buldo oder einen schwimmenden Sbirolino verwenden. Im Falle eines Buldos, sollte man aber dazu schauen, dass vielleicht ein Schrotblei ohne Abstand oberhalb vom Buldo angeklemmt wird, damit die Unterseite vom Buldo, wo das Vorfach hinkommt, aus dem Wasser herausschaut. Falls man zufälligerweise eine Fliegenrute um AFTMA 7-8 dabei hat, wäre das eine Alternative.
Haken und so
Drillinge bei Mikroblinkern sind bei mir dünndrähtig und superscharf. Z.B. Owner Cultiva STINGER TREBLE HOOK ST-11 UL in der Grösse 10 oder 12. Schwerere Drillinge beeinflussen oder verunmöglichen den schönen Lauf von Mikroblinkern. Ausserdem kommt hinter den Blinkern immer noch ein zweiter, möglichst kleiner Springring zwischen Drilling und dem ersten Springring, damit der Drilling beweglicher ist und der Fisch den Blinker weniger schnell aushebeln kann, wenn er springt. Falls vorne am Blinker ein Springring und ein Wirbeli ist, nehme ich persönlich beides weg und der Blinker kommt direkt an den Snap dran (ohne Wirbeli!). Anders als beim Wobbler, wo ein kleiner, schlanker Snap das Beste ist, nehme ich beim Blinkern kurze Snaps mit grossem Radius wie z.B. die Owner Hyper Welded Quick Snaps (einfach so kleine verwenden, dass der Blinker darin noch schön bewegen kann). Bei Wobblern lasse ich entweder die originalen Drillinge dran oder ersetze sie durch Owner Stinger Treble ST-36BC in passender Grösse. Bei kleinen Wobblern und Mikroblinkern und reichen 000er Snaps völlig. Mit 4kg Tragkraft sind sie eh viel stärker als eine 14er-16er Hauptschnur.
Falls man mit Blinkern in normalen Grössen den Grund absuchen will und an hängerträchtigeren Stellen fischt, wie es beim Engstlensee häufiger der Fall ist, könnte sich ein Versuch mit Ultimate SmartLinkTM Titanium Release System lohnen. Das sind Springringe, die bei festgelegter Zugkraft aufgehen, den Drilling opfern, aber den Köder vor Verlust retten. Habe ich selber auch und auch schon einmal ausprobiert. Leider hatte ich 3 mal den Köder mit allem dran abgerissen, weil der Hänger hinter einem Stein oder einer Kante war und nicht nur der Köder abgerissen ist, sondern auch noch die paar Meter Schnur vornedran
Sbirolino aktiv fischen
Da hab ich keine Ahnung davon und jemand anderes müsste darüber schreiben. Mikroblinker am Sbirolino fischen kam mir zwar schon häufiger in den Sinn, ausprobiert hab ichs aber noch nie. Oder man liest sich die sticky Threads von Ricci durch