Das Aeschenfischen an und für sich ist stets eine interessante und spannende Angelegenheit. Einerlei wie es einem jedem beliebt mit welcher Technik auf dem Weg zum Fang, es gibt viele Möglichkeiten und mit dem Erfolg hat jeder Recht. Eine eigene Herausforderung stellt das Aeschenfischen mit Nymphe auf Sicht dar, denn wenn man seine gewünschte Beute vor Augen hat, was die Fliegenfischerfraktion sicher bestätigen kann, ist die Spannung um ein vielfaches höher und das Adrenalin rauscht regelrecht durch den Körper. Die Faszination, die während dem Beobachten der Schnur und Köder im Wasser ausgeht - oder wenn sich die Aesche dem Köder nähert oder gar danach schnappt, macht einen fast unbeschreiblichen Reiz aus. Wer dieses schon erlebt hat, wird es immer wieder versuchen „seine“ Aesche mit Nymphe auf Sicht zu fangen.
Eine alte (Fliegen-) Fischerregel lautet: „Wer an die wirklich guten Aeschen rankommen will, muss steht’s eine Etage tiefer fischen!“
Grosse Aeschen sind schlau und neigen eher selten dazu ihr Futter an der Wasseroberfläche zu nehmen, denn dies ist immer mit einem Kraftaufwand verbunden. Seit jeher ist diese spezielle Eigenart kapitaler „Grundaeschen“ bekannt, denn sie bevorzugen die proteinreichen Leckerbissen wie Würmer, Eintagsfliegen-, Steinfliegen- und Köcherfliegenlarven (Nymphen) und deren Puppen (Emerger), die auf dem Gewässergrund wie auf dem silbernen Tablett oft vor ihren Mäulern daher treiben. Diesen „Service“ schätzen die Kapitalen und warum also sollen sie sich die Mühe machen Fluginsekten aus dem Wasseroberflächenfilm zu nehmen. Aus Erfahrung ist der Herbst die beste Zeit für Grundaeschen auf Sicht. Wenn ab September, Oktober sich die Blätter der Wälder verfärben, der Wasserpegel und die Temperaturen sinken und die Tage langsam kürzer werden, kann man sie wieder beobachten, die herrlichen Aeschen von +40cm mit ihren beeindruckenden, aufgestellten Fahnen, unverkennbar mitten in der Strömung eines Wasserlaufs. Merke: „Eine Aesche zu entdecken, heisst noch lange nicht, diese auch zu fangen!“ Im Frühjahr und im Sommer verunmöglichen oft die Umstände wie Schneewasser und Gewitterregen das Erkennen solcher Szenarien wegen dem Hochwasser und/oder der Wassertrübung.
Wer eine Aesche mit Nymphe auf Sicht zum Anbiss verführen will, muss darauf achten, dass die Montage stimmt. Für Wassertiefen von 30 – 80cm reicht ein 2m langes Vorfach (Fluorcarbon) bestückt mit 1 – 2 Nymphen, gebunden am Seitenarm (Springer) mit ca. 5cm Abstand von der Hauptschnur – wie weit der Abstand der einzelnen Nymphen sein soll ist Geschmackssache, zu empfehlen sind 30 – 50cm. Als Wurfgewichte am Ende der Montage haben sich kleine Tirolerhölzel (+/- 5gr), schlanke Sbirolinos oder feine, ovale Laufbleie (nach Bedarf) bewährt. Um den/die Köder optimal führen zu können, verwendet man am besten eine mindestens 3 – 4m lange Rute mit einem Wurfgewicht von 10 – 30gr. Diese sollte mit einer semiparabolische Aktion wegen dem Drill und vorzugsweise einer feine Spitze wegen dem Spüren ausgestattet sein. Ist erst mal eine gute Aesche ausgemacht, muss man sich, wenn immer möglich still und leise, auf 5 – 10m nähern. Danach gilt es die Strömung abzuschätzen um die Nymphe(n) soweit oberhalb des Standorts abzulegen, dass sie in Grundnähe am Fisch vorbei driftet. Die wichtigste Grundregel lautet: „Die Nymphe wird stromaufwärts eingeworfen. So kann sie besonders tief absinken!“ Besonders spannend ist es, wenn man zusehen kann wie die Nymphe in Richtung Aesche treibt und vom Fisch eingesaugt wird. Wenn bei der ersten Drift die Aesche nicht zum Anbiss überredet werden kann, ist noch längst nichts verloren, denn eine Fahnenträgerin lässt sich nicht so schnell vergrämen. Man kann das gesamte Nymphensortiment mehrfach vor ihrem Maul entlang treiben lassen – irgendwann schnappt sie meist doch zu. Die „Belohnung“ für die Ausdauer kann sich gerade im September und im Oktober im wahrsten Sinn des Worts sehen lassen.
Um einen Biss zu erkennen, muss man in aller Regel die Köder, die Aesche und die Schnur zwischen den Fingern beachten. Driften die Nymphen perfekt und setzt sich die Aesche in Bewegung gilt es beim Abdrehen der Fahnenträgerin blitzschnell einen kurzen Anhieb zu setzen. Dasselbe gilt, wenn man Köder und Fisch aus den Augen verliert, dafür aber das unverkennbare „Klopfen“ der Aeschen, >>>Tock, Tock, Tock<<< an der Schnur zwischen den Fingern spürt. Sehr fängige Nymphenmuster für Aeschen sind Imitationen in den Farben Schwarz, Braun, Rot und Gelb, gebunden auf Hakengrössen 10 – 18, in allen Varianten – mit oder ohne Goldkopf, mit oder ohne Haaren und Federn, Gradschenkliger- oder Grubenhaken. Von Vorteil ist, am Wasser angekommen, denn einen oder anderen Stein im Wasser umzudrehen und so einen Anhaltspunkt für die aktuell vorhandene Wasserfauna zu bekommen. Beim Nymphenfischen generell hat sich bewährt, immer eine „grössere“ Auswahl/Menge dabei zu haben. Dadurch ist man zum einen sehr flexibel bei der Köderauswahl und kann mehrere Muster austesten, um die Vorlieben der Aeschen herauszufinden. Und nichts desto trotz wird man beim Fischen in Grundnähe zwangsläufig auch immer den einen oder andern Hänger haben, bei dem die Nymphe(n) verloren geht. Wer dann nur drei oder vier Muster in der Nymphenbox hat, kann das Aeschenfischen mit Nymphe auf Sicht schon nach kürzester Zeit wieder beenden.