Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Fragen und Antworten zum Thema: Der Fisch in seiner natürlichen Umgebung Verhalten, Habitat, Nahrung und Besatzmassnahmen/Bewirtschaftung.
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Flümi
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von Flümi »

ich hab ja keine Ahnung, wieviel Netzfläche pro Gewässerfläche oder -Volumen angemessen ist, aber der erste Gedanke, der mir kam bei der Forderung von mehr Netzfläche, war: "Ausverkauf".

*edit um 19:16*
mittlerweile weiss ich, dass es den Berufsfischern vom Bodensee darum geht, Berufsfischerpatente nur noch an solche abzugeben, die das hauptberuflich machen und nicht an "Nebenerwerbler". wenn sie dann zusätzlich noch doppelt soviele Netze stellen könnten, könnten sie mehr fangen und die Gesamtnetzfläche aller Berufsfischer vom Bodensee würde trotzdem sinken, da es dann viel weniger kommerzielle Fischer hätte. so sieht die Situation auch wieder ganz anders aus. leuchtet mir auch ein. :up:

aber sowas ist aus einem 20min-Beitrag herauszulesen, ist natürlich auch Wunschdenken :lol:
Zuletzt geändert von Flümi am Di 25. Jun 2013, 19:18, insgesamt 3-mal geändert.
Gruss, Stefan
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helix
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von helix »

Die oben zitierte Grafik vom Brienzersee sagt rein nix über den Fischbestand aus und wird allenfalls für trugschlüssige Polemik verwendet - passt aber hervorragend zur ganzen Kampagne... :roll:

Möchte man eine aussagekräftige Grafik erstellen, müsste man die gefangene Menge pro Netzfläche und Zeitdauer (wo die Netze gelegt werden) angeben. Diese Parameter werden in der gezeigten Grafik nicht beachtet, weshalb sie für die Katz ist betreffend Beurteilung des Fischbestandes.
Bild
Gruess helix
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Askersund61
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von Askersund61 »

Auch ich sehne mich zurück nach den 80/90er Jahren, wo einen die Albeli (Kleinfelchen) fast ins Boot gesprungen sind und die Eglifänge im Sommer auch in der flachen Luzernerbucht enorm waren. Auf der anderen Seite haben auch wir als Hobbyfischer ein Interesse daran, dass unsere Gewässer ökologisch in einem guten Zustand sind. Es geht ja nicht nur um uns Fischer, sondern um das ökologische Gleichgewicht der Natur, zu welchem u. A. auch ein sauberes Gewässer gehört. Langfristig wird sich das ausbezahlen. Daher halte ich persönlich überhaupt nichts von künstlichem Düngen in unseren Gewässern. Wir werden halt weniger Ertrag haben aber unser Hobby ist und bleibt trotzdem das Schönste!
Es gibt ja neben den merklich zurückgegangenen Phosphatgehalten noch viele andere Gründe, warum die Fischbestände in den meisten Gewässern rückläufig sind. Ich spreche da von Uferverbauungen, Wasserregulierung, zunehmendem Schiffsverkehr etc., alles Faktoren, welche sich negativ auf die natürliche Fortpflanzung der Fische auswirken können.

Untenstehender Link zeigt die Berufsfischer Fangstatistik des Vierwaldstättersses bis 2008 an. Bis auf sie Hechte sind alle Arten unter Druck geraten.

http://www.lawa.lu.ch/index/download/do ... cherei.htm^

Gruss und Petri heil!

Christoph
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Flümi
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von Flümi »

Quelle: BKFV Info Nr. 2/2013

Das Fischereiinspektorrat informiert
Ende der Berufsfischerei im Brienzersee

Im Brienzersee sind die Fangerträge sogar auf den tiefsten Wert gesunken seit die Fangstatistik besteht, Dies auch deshalb weil die beiden Berufsfischerüberhaupt nur noch wenige Netze gesetzt haben. Das Jahr in dem der Ständerat einen Pilotversuch für ein Phosphatmanagement im Brienzersee abgelehnt hat, wird somit wohl gleichzeitig auch als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Berufsfischerei praktisch zu existieren aufgehört hat. Die beiden Berufsfischer fischen kaum noch und eine fischereiliche Bewirtschaftung ist nicht mehr möglich.
Ein Kollege hat diesen Winter mit dem Wirt vom Hecht in Faulensee gesprochen. Normalerweise esse er immer Brienzlige. Dieses Jahr hatte er keine an der SeeFo-Eröffnung. Der Grund sei, dass der Berufsfischer wohl gesundheitliche Probleme habe und er deshalb von ihm keine Brienzlige mehr bekommt. Da warens dann nur noch 1½ Berufsfischer am Brienzersee. Diese werden an diesem See alters- und generationenbedingt aussterben und kein Junger wird wohl einsteigen. Leben kann man von der Berufsfischerei am Brienzer ja nicht.

Beispiel:
2012 haben am Brienzersee 2 Berufsfischer 430kg Fisch gefangen. ½ davon x ** Fränkli/kg sind Brutto wohl nicht mal 10'000.-
im 2012 waren es noch 1750kg.

http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/ ... d=20114158
Der Brienzersee weist heute mit 1 bis 2 Kilogramm pro Hektare den mit Abstand tiefsten Jahresfangertrag aller grösseren Schweizerseen auf. In der Folge ist seit 1995 die Zahl der Berufsfischer am Brienzersee von fünf auf zwei gesunken, wobei auch diese nicht mehr von der Fischerei leben können.

Hinzu kommt, dass im Brienzersee seit 2008 vermehrt Felchen ohne Geschlechtsorgane auftreten. In den Sommermonaten 2009 und 2010 waren über die Hälfte der Brienzlig steril. Inwieweit die Sterilität dieser Fische in einem Zusammenhang mit der zeitgleichen aufgetretenen Futterknappheit steht, ist unklar.

Gefährdet sind somit am Brienzersee sowohl die Berufsfischerei als auch die Biodiversität.
Gruss, Stefan
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helix
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von helix »

...mann, ist Papier geduldig!! Kurz nachdem dieses Jahr im Frühling die ersten (Boden-)netze gesetzt wurden, haben mehrere Restaurants in lokalen Zeitungen prompt Werbung für diverse Brienzlig- und Seeforellengerichte gemacht. Dies wohl nicht, weil nur ein, zwei Fischchen gefangen wurden...

Aber ich mag mich eigentlich zu dem Thema nicht mehr äussern, es strapaziert die Nerven und ist ja doch zwecklos
. Abschliessend kann ich einfach jedem nochmals empfehlen, selbst mal Erfahrungen am Brienzersee zu sammeln und den Medien nicht immer alles zu glauben... habe fertig :wink:
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von Rolandus »

Das nächste Mal, wenn ich im Briezersee baden gehe, pinkle ich ohne mit der Wimperzucken rein.
Mal schauen, ob sich das auswirkt :roll:
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Re: Berufsfischer wollen mehr Phosphate im Bodensee

Beitrag von Rolandus »

Eben habe ich diese Statistik vom Fischereiinspektorat vom 14. Februar 2014 gesehen, dass im Brienzersee 2013 massiv mehr Felchen von/m Berufsfischer/n gefangen wurden, als 2012
http://www.vol.be.ch/vol/de/index/natur ... 012-13.PDF
Siehe Seite 3

Konkret, wenn ich das richtig lese 2012 (4'929 Stück), 2013 (28'752 Stück). Liegt da ein Fehler vor, oder kann das tatsächlich sein, dass der/die Berufsfischer 2012 weniger Stück Felchen fingen, als die Hobbyfischer?
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von Rainbowwarrier »

Rolandus hat geschrieben:Das nächste Mal, wenn ich im Briezersee baden gehe, pinkle ich ohne mit der Wimperzucken rein.
Mal schauen, ob sich das auswirkt :roll:
Es wäre zumindest mal ein Anfang :lol:
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Garrick
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von Garrick »

Spassvögel! :lol:

Ist doch mittlerweile genau bekannt wie viel natürliche Nährstoffe die Nahrungskette verlangt um ordentlich zu gedeihen.
Dass wir in den 70er Jahren soviele und grosswüchsige Fische hatten ist ebenso Tatsache wie die überdüngung.
Dreck haben wir höchstens jetzt mit dem chemischen Cocktail von euch allen.
Auch bekannt ist dass die Fischer an vorderster Front für saubere Gewässer kämpften. Wieso das so war, dürfte allen klar sein die jene Zeit erlebt haben.

Die Fischer wären aber sicher vorsichtiger gewesen wenn sie gewusst hätten wie krankhaft versucht wird
einen mutmasslich natürlichen Zustand zu erreichen, von dem man nicht restlos weiss wie er mal war.

Ich finde es total deplatziert sich über dieses Thema lustig zu machen!
Sind ja immerhin sehr kostspielige, hochaggressive und keiesfalls unbedenkliche Stoffe die zur Phophatfällung verwendet werden.
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Flümi
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Re: Mehr "Dräck" - zu gunsten unserer Seen

Beitrag von Flümi »

Anstatt mit Phosphat zu experimentieren, sollten sie lieber etwas gegen Saprolegnia unternehmen.

Filzsohlen verbieten? Kescher ohne gummiertes Netz verbieten (ausser stationäre Bootskescher)? Verpilzte Fische zusammensammeln gehen? Überdüngung des Doubs bekämpfen, mit den Franzosen zusammen!
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