Regenbogenforelle

Hier kommen die Votings / Abstimmungen rein!
Antworten

Soll der Besatz von Regenbogenforellen gestattet werden

Ja, sie soll eingesetzt werden dürfen
50
36%
Ja, aber nur in Gewässer, wo nur noch wenige Bachforellen vorhanden sind
54
39%
Nein, ich finde fremde Arten gehören nicht in die Schweiz
36
26%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 140

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astacus
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Re: Regenbogenforelle

Beitrag von astacus »

Stimmt, der von dir zitierte Vorstoss ist ja der von Martin Candinas. Lukas Reimann hatte früher aber einen sehr ähnlichen eingereicht und hat den von Candinas übrigens mitunterzeichnet.

Frage: Ist Martin Candinas aktiver Fischer oder Biologe, Ökologe oder etwas in diese Richtung? Was macht ihn fachkundig und als Quelle glaubwürdig?
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Beni

Re: Regenbogenforelle

Beitrag von Beni »

Marin Candinas: Seine Hobbys sind unter anderem die Natur

Übrigens muss man nicht unbedingt Fischer sein, um sich für die Natur zu interessieren und sich für diese einzusetzen. :roll:
Würmlibader

Re: Regenbogenforelle

Beitrag von Würmlibader »

Beni hat geschrieben:Marin Candinas: Seine Hobbys sind unter anderem die Natur

Übrigens muss man nicht unbedingt Fischer sein, um sich für die Natur zu interessieren und sich für diese einzusetzen. :roll:
richtig.
allerdings sollte man, wenn man sich für etwas einsetzen will, schon eine Ahnung von der Komplexität des betreffenden Themas haben.
nur weil man als Hobby "natur" hat, heisst das noch lange nicht, dass er darum in allen Natürlichen Belangen allwissend ist. kann sich ja auch für Physik interessieren, gehört ebenfalls zur 'natur'.

nur weill ich mich für unseren Planeten interessiere, reicht es nicht als Beweis wenn ich sage, dass die Welt eine Scheibe ist!
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astacus
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Re: Regenbogenforelle

Beitrag von astacus »

Beni hat geschrieben:Marin Candinas: Seine Hobbys sind unter anderem die Natur

Übrigens muss man nicht unbedingt Fischer sein, um sich für die Natur zu interessieren und sich für diese einzusetzen. :roll:
Richtig, man muss nicht Fischer sein, um sich für die Natur einzusetzen. Aber damit hast du meine Frage noch nicht beantwortet:

Weshalb sollte Candinas, oder meinetwegen auch Reimann, sachkundig sein in der Frage zur Anpassungsfähigkeit von Regenbogenforelle und Bachforelle?

Ob es wirklich ein Einsatz für die Natur ist, sich für die Freisetzung von Neozoen, welche nachweislich die drittwichtigste Ursache für das globale Artensterben sind, einzusetzen, ist nochmals eine andere Frage. Aber die hatten wir ja weiter hinten im Thread schon mal behandelt... :roll:
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ChristianK.

Re: Regenbogenforelle

Beitrag von ChristianK. »

Dural hat geschrieben:
ChristianK. hat geschrieben:....... besser zusagt als anderen Fischarten, genauso wie BF und RBF...
Beweis dafür?
Wer kann bestätigen das die ReFo zb. in der Aare besser zurecht kommt als die BaFo? Wer kann versichern das bei einem grossen und regelmässigen ReFo Besatz nicht andere Arten darunter leiden werden?
Kann die ReFo den BaFo Bestand schädigen oder sogar vertreiben?

Die Menschen denken einfach immer nur für das hier und jetzt und denken nicht an die Zukunft. Ich bin klar dagegen weil es keinen vernünftigen Sinn ergibt eine Fremde Art Auszusetzen. Und Nein, Eventuell ein Fisch mehr ab und zu auf dem Teller ist sicher kein Vernünftiger Grund!
Seit über 100 Jahren gibt es die Regenbogenforelle in halb Europa!
Was ist schlimmes passiert in dieser Zeit, hat sie irgendwelche Arten vernichtet oder sonst etwas angestellt? NEIN!

Für was braucht man da irgendwelche Wissenschaftlichen Ergebnisse, nur damit man es lesen kann anstatt es selber am Wasser zu sehen...?!

Noch einmal, ich bin FÜR heimische Arten und gegen Fremde Arten. Aber wir haben die Natur so verändert, sei es durch verbauung oder Klimawandel, das eine Art wie die RBF in manchen Gewässern besser zurecht kommt als eine BF.
Die technischen Daten mal ausser acht gelassen, es gibt genug Kanäle oder auch Teiche in denen keine BF leben könnte/würde weil sie andere Lebensräume bevorzugt, bzw einen höheren Sauerstoffgehalt oder tiefere Temperaturen, oder Versteckmöglichkeiten bevorzugt. Die RBF kann dies aber noch. Also wieso nicht, bis zur verbesserung der Situation, die RBF besetzen?
Es gibt keinen Grund dagegen. Sie ist seit 100 Jahren hier und es gibt keine negativen auswirkungen. Was muss passieren oder was müsste man machen um irgendwo einen Nachteil zu finden? Achja, irgendwelche Berichte schreiben, damit es jeder Bürokrat nachlesen kann...
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tom66
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Re: Regenbogenforelle

Beitrag von tom66 »

Christian K. @

Bin absolut deiner Meinung. In den 70er und 80er Jahren lebten die Bafos mit Unmengen von Refos in der Gürbe zusammen, der Refo-Besatz kam wie der der Bafos vom Kanton und zudem büxten viele Refos aus der Fischzucht beim Flughafen Belp aus. Der gemischte Bestand von Refos und Bafos hielt sich sehr lange in der Gürbe bis zum Horrorhochwasser in den 90er, danach ging es mit beiden Arten bachab.
Es wird fast schon mantramässig daran festgehalten, dass nur die Bafo eine existenzberechtigung in unseren Gewässern hat, dies mag für höhergelegene Gewässer zutreffen aber sicher nicht für unsere Fliessgewässer im Mittelland.

Gruss

Tom66
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astacus
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Re: Regenbogenforelle

Beitrag von astacus »

Das Thema hatten wir ja schon zuvor und wir werden uns dabei nicht einig werden. Ich bin einfach sehr froh, dass Fachwelt und Behörden in der Frage des Neozoenbesatzes hierzulande grossmehrheitlich auf meiner Seite stehen und wir den RBF-Besatz in offenen Gewässern so schnell nicht wieder erleben werden.

Es sei aber festzustellen, dass es Regenbogenforellen in Europa hauptsächlich deshalb seit 100 Jahren gibt, weil man sie seit 100 in die Gewässer schmeisst! In Bayern gibt es seit 100 Jahren Besatz mit Regenbogenforellen, aber "aktive, sich selbsterhaltende, biologisch potente und somit wirtschaftlich nutzbare Bestände existieren in Bayern trotzdem nicht", wie es der bayerische Fischereibiologe Alexander Harsanyi so schön sagt (der übrigens kein prinzipieller Gegner des RBF-Besatzes ist!). In Österreich mit seinen ach so schönen Regenbogen-Beständen korrelieren die Bestände linear mit der Zahl der ausgesetzten Fische - eine Senkung der Besatzzahlen um 10% seit 2000 führte zu 10% weniger Nachweisen, was eine sehr deutliche Sprache spricht (in Bayern lässt sich übrigens ähnliches beobachten). Und wir sollten nicht vergessen, dass wir auch hierzulande 80 Jahre lang den Besatz mit Regenbögelern in offenen Gewässern schon mal erlebten, sogar in allen meinen heutigen Hausgewässern. Das Resultat... naja, quasi nichts mehr da, Erfolg gleich null. Weil aber jede Generation bekanntlich den selben Fehler einmal macht, taucht das Thema halt trotzdem wieder auf.

Es bleibt festzuhalten, dass sich die Regenbogenforelle in den allermeisten Gewässern hierzulande ohne Dauerbesatz nicht hält, sie hat exakt mit den selben Problemen zu kämpfen wie die Bachforelle (das wichtigste Stichwort heisst immer noch PKD, warum nimmt das hier eigentlich keiner der RBF-Fans zur Kenntnis???). In diesem Falle entsteht kein Problem damit, dass die RBF zum invasiven und damit problematischen Neozoon werden könnte. Ein solcher Dauerbesatz kann aber nur schwerlich als nachhaltig bezeichnet werden, unabhängig ob mit einheimischen oder fremden Arten. Das trifft nämlich auch den 100-jährigen Besatz mit Bachforellen ebenso zu. Die ökonomische und ökologische Bilanz solcher Aktionen ist noch immer negativ ausgefallen, Erfolge gibt es fast nie zu vermelden. Probleme generiert man damit aber allemal, auch wenn sich die eingesetzte Art nicht reproduziert (Einschleppung Krankheiten, interspezifische Konkurrenzsituationen, etc.).

In den einzelnen, wenigen Gewässern, wo sich die RBF halten und reproduzieren kann, entsteht hingegen eine durchaus ernsthafte Gefahr. Ihre verschiedenen Auswirkungen sind mehrfach einwandfrei dokumentiert, selbst wenn meine Vorredner das nicht glauben oder wissen wollen: Direkte Überlaichung von Laichgruben heimischer kieslaichender Arten; interspezifische Konkurrenz v.a. mit der Bachforelle, die je tiefer die Bachforellenpopulation ist, umso grösser wird; erhöhter Prädationsdruck auf andere Fischarten (wir jammern über gefiederte Prädatoren, setzen beschuppte aber bedenkenlos aus, welch ein Irrsinn!); usw.

Es ist mir wirklich ein Rätsel, weshalb viele Fischer nichts Willens sind, Fischbesatz im Grundsatz kritisch zu hinterfragen. Hierzulande wird Fischbesatz seit etwa 130 Jahren betrieben, er wurde hier und anderswo hunderte bis tausende male gründlich wissenschaftlich untersucht und kritischen Prüfungen unterzogen. Die Resultate waren, mit wenigen Ausnahmen, immer eindeutig negativ, sprich der Besatz war erfolglos bis kontraproduktiv. Selbst alte Fischer berichten mir das sinngemäss immer wieder ("Jetzt setzt unser Verein schon seit 50 Jahren Forellen aus, aber wir fangen trotzdem immer weniger"). Trotzdem scheint der Besatz, in welcher Form und mit welchen Arten auch immer, irgendwie eine heilige Kuh zu sein und kaum einer will darauf verzichten.

Weshalb eigentlich? Ich meine, die Natur wirds schon richten.
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tom66
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Re: Regenbogenforelle

Beitrag von tom66 »

Astacus

Ich gebe Dir in deinen Ausführungen absolut recht jedoch korelieren deine Ausführungen mit den Wünschen der meisten Angler eben nicht, d.h. die meisten von uns wollen oder möchten Fische, bevorzugt Edelfische wie Bach oder eben Refos fangen. Ist mir auch klar, dass dies ein frommer Wunsch ist und mit den heutigen Gegebeneheiten schwer in Einklang zu bringen ist. PDK, Schwall Sunk, Prädatoren und ungereinigte Abwässer belasten unsere Gewässer immer mehr und insbesondere die Bachforelle hat mit diesen Faktoren erheblich zu kämpfen. Leider ist der Fischer inkl. meine Person, schwer davon zu überzeugen er solle halt auf die riesigen Alet und Barbenschwärme fischen, welche bedeutend besser in unseren belasteten Gewässer leben können und sich vermehren wie blöd.

Warum wohl gibt es mittlerweile soviele Seefischer? Vorallem auf dem Thuner und Bielersee. Die wollen Edelfische fangen, Saiblinge, Seeforellen und Felchen, im Bielersee Felchen Eglis und Hechte.
Es ist mir auch klar, dass ein Umdenken stattfinden muss und wir im Jahre 2014 nicht mehr die Natur und den Edelfischbestand von 1970 antreffen.

Gruess

Tom66
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Dural
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Re: Regenbogenforelle

Beitrag von Dural »

Das ist auch genau das was mich bei den C&R Diskussionen sehr aufregt, von wegen für den Erhalt oder für den Fisch! man wählt aus was man in der Küche haben möchte und was nicht, und "zufälligerweise" sind das eben genau die schützenswerten Fische die mitgenommen und gewünscht werden. Friedfische und andere Arten die in der Küche nicht beliebt sind, sind noch heute in grossen Stückzahlen vorhanden, wie so wohl...
gonefishing

Re: Regenbogenforelle

Beitrag von gonefishing »

Ich wundere mich schon sehr dass dieses Thema immer noch ernsthaft diskutiert wird und sogar noch eine Mehrheit für einen Besatz mit Regenbögler ist.
Refos wurden über Jahrzehnte in tausenden Gewässern besetzt, und halten konnten sie sich in ein paar einzelnen. In sehr vielen dieser Gewässer findet aber nach wie vor eine Naturverlaichung der Bachforellen statt. Auch wenn diese nicht ausreicht um einen ‚Ertrag abzuschöpfen’, wie kann man ernsthaft behaupten dass die Regenbogenforellen mit den Lebensbedingungen besser zurecht kämen?
Dort wo Bachforellen keine geeigneten Laichgründe mehr finden hat sehr häufig eine Verschiebung der Gewässerregionen stattgefunden. Anstelle von Bafos werden diese Gewässer nun von anderen heimischen Arten wie Barben und Alet besiedelt.

Und wer von euch würde (ausserhalb der Gewässer) heutzutage fordern dass bedrohte heimische Pflanzen- oder Tierarten durch Exoten ersetzt werden sollen, weil diese vielleicht besser mit den Lebensbedingungen zurechtkommen oder besser schmecken?
Mal rein theoretisch: Ein Jäger hat ein Revier in dem es Gemsen gab. Durch die Klimaerwärmung bleiben diese weiter oben und kommen nicht mehr in sein Revier. Stattdessen wird es durch immer höher steigende Rehe besiedelt. Die schmecken unserem Jäger aber nicht so, sollte er deswegen Mufflons o.ä. aussetzen dürfen?

Hinzu kommt dass es doch jede Menge Gewässer gibt in denen man Refos fangen kann, im Kanton Bern z.B. in fast allen geschlossenen Gewässern.
Wobei ich persönlich mittlerweile auch dieses Vorgehen stark hinterfrage und nur den Besatz in künstlichen geschlossenen Gewässern zulassen würde. Ich denke da vor allem an die Bergseen. Ursprünglich gab es in den meisten gar keine Fische, heute ist auch der hintervorletzte mit gefrässigen Bachsaiblingen, Kanadiern und/oder Regenböglern besetzt. Schön für uns Fischer, aber kann das überhaupt ohne negative Auswirkungen auf die meist noch naturnahen, hochsensiblen und wenig produktiven Ökosysteme im Gebirge sein? Ich kann es mir nicht vorstellen und bin mir eigentlich fast sicher dass zumindest an einigen Bergseen durch den Besatz autochthone / isolierte Bestände von irgendwelchen heimischen Amphibien oder sonstigen Kleinlebewesen ausgerottet wurden. Man hat vielleicht nichts davon mitbekommen, aber das macht es nicht besser.

Wie oft hört man von Fischern die Kritik dass beim Ottonormalbürger die Naturliebe an der Wasseroberfläche aufhöre und alles was er nicht sieht ihn nicht interessiert. Aber bei den Fischern erscheint mir dieses Problem im Hinblick auf alle fischereilich uninteressanten Lebewesen mindestens genauso ausgeprägt.

Vielleicht ergibt sich durch den Besatz mit Refos an manchen Gewässern tatsächlich kein Schaden an der heimischen Flora und Fauna, aber genau wissen tut man es trotz der Erfahrungen nicht. In den allermeisten Fällen hat sich aber gezeigt, dass eingeführte Arten in irgendeiner Art und Weise negative Auswirkungen auf die heimischen Ökosysteme haben, da sich die vorhandenen Arten im Laufe der Evolution an diese (neue) Art nicht anpassen konnten.
Und selbst wenn es wirklich keine negativen Auswirkungen gibt, ist ein positiver ökologischer Effekt höchst unwahrscheinlich.
Solche Risiken nur für unser Freizeitvergnügen einzugehen halte ich für mehr als fragwürdig.

Nochmal zurück zum Beispiel mit der Jagd, das vielleicht überzogen klingt. Aber fremde Tierarten zum Vergnügen einer Jagdgesellschaft oder eines jagenden Königs auszusetzen sind Denkweisen des 18. oder 19. Jahrhunderts, die im 21. Jahrhundert nichts mehr verloren haben. Aber genau darum geht es meines Erachtens, Refo, Schwarzbarsch, Zander o.ä. sollen nur zu unserem Vergnügen ausgesetzt werden, ohne jeglichen ökologischen oder sonstigen Nutzen.
Beni

Re: Regenbogenforelle

Beitrag von Beni »

Da bin ich aber anderer Meinung.
Ich persönlich habe am Bodensee nur gute Erfahrungen mit den Refo's gemacht.
Dies ist natürlich nicht überall in der Schweiz der Fall...allgemeine Kritisierung finde ich unverständlich.
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Flümi
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Re: Regenbogenforelle

Beitrag von Flümi »

Ich bin völlig überzeugt von Astacus' Argumentation und habe für nein gestimmt.

Als ich Schüler war, hätte ich mir aber niemals eingebildet, über Erfahrungen über ein solch komplexes Thema zu verfügen und eine eigene Meinung bilden, geschweige denn diese auch rechtfertigen zu können :)
Gruss, Stefan
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ChristianK.

Re: Regenbogenforelle

Beitrag von ChristianK. »

Astacus, dein hauptargument ist die reproduktion und anti-besatz. Wieso?
In zeiten in denen es im vierwaldstättersee kaum mehr seeforellen gäbe ohne besatz, in diversen anderen seen ebenfalls.
Durch die zeiten der eutrophierung half nur der besatz das felchen und co nicht ausstarben. Wirtschaftlich ist der günstige Besatz mit RBF allemal. Leicht vermehrbar und schnell wachsend.
Natürliche reproduktion? Sehr gerne! Aber nicht möglich für heimische arten wegen querverbauungen, fehlender laichplätze, wärmeres wasser usw usf Besatz ist also zwingend nötig.

Mal allgemein gefragt, träumt ihr wirklich von natürlichen zuständen und fischbeständen wie in Alaska, in der kleinen massiv verbauten schweiz?
Dann träumt weiter und fliegt rund um die welt zum fischen, am besten nach nordamerika um die hierzulande verhasste regenbogner zu fangen. :roll:

Klar gibt es in Bayern mehr RBF als BF! Und warum? Das sagst du uns nicht astacus!
Weil die begradigten fliessgewässer ohne unterstände den BF keinen lebensraum mehr bieten, weil durch querverbauung kein aufsteigen zu den letzten vorhandenen laichplätzen mehr möglich ist, weil die RBF ein wesentlich billigerer besatz ist als die BF usw. Ist doch logisch das wenn man den besatz einer sich nicht reproduzierenden art reduziert, auch der bestand nachlässt :!: Sorry, aber das ist DER vorteil der RBF!!! Sollten sich die umstände für heimische arten irgendwann bessern, lässt man den besatz mit RBF sein, und schwupps ist sie weg. Sie ist KEINE invasive art wie es oft argumentiert wird!
Dann sind vereine verpflichtet besatz zu leisten, dieser ist zB im fall der tiroler ache fast nur kormoran futter, der mehr geschützt wird wie fische und es hunderte von ihnen im grössten binnendelta europas gibt. Jede BF und SeeFo die aufsteigen will, muss durch die kolonie der kormorane, was das heisst, kann sich jeder selber ausmalen.
Da besetzt werden muss und die finanzen in den schrumpfenden vereinen sinken, die tiroler ache den Bafos kaum passenden lebensraum bietet, ist der günstige besatz mit RBF eine logische schlussfolgerung.
Ohne den nachweislichen besatz verlieren die vereine die gewässer und ohne fänge gehen die fischer, egal wie, man kommt nicht um besatz mit RBF herum.
Glaubt mir, ich finde es ein elend wie die tiroler ache aussieht! Ein kanal ohne bäume und sträucher, des hochwasserschutzes wegen. Anstatt ihr raum zu geben, wird sie weiter eingequetscht. Schaut sie euch mal auf google earth an...

Gonefishing, das ist genau diese hinkende argumentation. Man WEISS das nichts passiert mit der RBF, wer das nach 100jahren immer noch nicht glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. Wenn 100 jahre praktische erfahrungen nicht ausreichen, was dann? Weitere 297 wissenschaftliche untersuchungen, nur damit man es 297 mal schriftlich hat und dann trotzdem nicht glauben will, weil man es einfach nicht will?

Was fremde arten angeht, gonefishing, was ist mit den von mir aufgezählten arten weiter oben?
Darauf hat keiner der RBF gegner reagiert! Wieso?
Wieso wachsen bei uns Thuja als Hecke, Erdäpfel aus Amerika, Mais aus übersee, Tomaten, Fasane, ...?
Wieso werden die nicht entfernt, sind doch fremde arten?! Der amerikanische krebs nicht aus unseren gewässern entfernt, trotz dem wissen das er unsere heimischen schädigt?
Das ganze ist eine pseudo diskussion mit pseudo argumenten!

Zustimmung von leuten die dann in die höhe fahren/gehen um in bergseen RBF und Amerikanische saiblinge zu fangen aber sie weiter unten verteufeln. Was soll das?! Fremde arten? Ja gerne, wenn sie zu meinem vorteil sind, ansonsten dagegen! :|
Hutzi

Re: Regenbogenforelle

Beitrag von Hutzi »

:up:
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Re: Regenbogenforelle

Beitrag von astacus »

Egal, wie man es dreht und wendet, die einzige anführbare Begründung für den Besatz mit Regenbogenforellen ist und bleibt die Aufrechterhaltung der Fischerei und die Ertragssicherung. Mit dieser - und nur mit dieser - Begründung wird der Besatz mit dieser Art in Regionen wie Bayern oder Tirol unter klaren Auflagen überhaupt zugelassen, während nicht vergessen werden darf, dass verschiedene Bundesländer (genau wie die Schweiz) deren Besatz in offenen Gewässern generell nicht zulassen (z.B. NRW, BW, MV, TH).

Weil aber einzig eine Ertragssicherung von Salmoniden für mich und einige andere schlicht und einfach keine hinreichende Begründung für den Besatz von Neozoen in offenen Gewässern ist, werden wir uns in diesem Punkt nicht finden. Die Fischerei auf Salmoniden steht nun mal nicht über allem anderen, selbst wenn das manch ein Fischer verständlicherweise gerne hätte.

ChristianK. hat geschrieben:Astacus, dein hauptargument ist die reproduktion und anti-besatz. Wieso?
Wie gesagt, die mögliche Reproduktion ist für mich deshalb ein so wichtiges Thema, weil ohne diese ein Dauerbesatz notwendig wäre, um die gewünschte Art zu erhalten, ein Dauerbesatz aber schon nur ansatzweise noch nie nachhaltig im eigentlichen Sinne war (d.h. ökonomisch, ökologisch und sozial tragbar). Dauerbesatz in offenen Gewässern ist erstens schweineteuer, egal mit welcher Art (die Vollkostenrechnung pro in der Aare gefangene Besatz-Bachforelle weist beispielsweise CHF 100.- Franken aus!), zweitens ökologisch blödsinnig (Stichwort Ressourcenverbrauch der Fischaufzucht; eine vom Besatz abhängige Art ist zudem per Definition biologisch tot) und drittens sozial mindestens solange völlig unnötig, als dass für Fischer genug Ausweichmöglichkeiten auf andere Fischarten bestehen. Ein Besatz macht daher nur solange Sinn, als dass er als Übergangslösung dient, bis die Art wieder auf eigenen Beinen steht.

Die grundlegende Kritik am Fischbesatz rührt bei mir aus der praktischen Erfahrung der Gewässerbewirtschaftung ebenso wie aus der wissenschaftlichen Literatur. Wer sich in das Thema eingelesen hat und die ganzen Studien und Meta-Studien zum Erfolg des Fischbesatzes eingehend studiert hat, muss fast unweigerlich zum Schluss kommen, dass der Besatz nicht nur weitgehend sinnlos, sondern leider oft sogar kontraproduktiv war und ist. Abgesehen davon, dass die allermeisten Erfolgskontrollen des Fischbesatzes im In- und Ausland zeigen, dass damit zumeist keine signifikante Verbesserung der Bestände erreicht werden kann, wurden inzwischen sogar die negativen Folgen des Besatzes hinreichend dokumentiert: verstärkte intraspezifische Konkurrenz, Krankheitseinschleppung, verminderter Reproduktionserfolg der Besatzfische überträgt sich auf Wildfische, usw.

Die Konsequenz aus all diesen Studien und Erfahrungen ist eigentlich relativ klar: Solange die natürliche Reproduktion auch nur ein klein wenig funktioniert, ist ein Stützbesatz wirkungslos bis kontraproduktiv. Wenn keinerlei Reproduktionsmöglichkeit besteht, ist die Art biologisch ohnehin tot.

Dass es auch Beispiele von erfolgreichem Besatz gibt, bestreite ich übrigens nicht. Aber dass dies die Ausnahme ist und nicht die Regel, wird spätestens nach dem Studium der Literatur sonnenklar. Deshalb ist für mich klar, dass auf Besatz im Grundsatz zu verzichten ist und nur im Ausnahmefall gemacht werden soll, wobei dann eine Erfolgskontrolle unerlässlich ist.

ChristianK. hat geschrieben:Mal allgemein gefragt, träumt ihr wirklich von natürlichen zuständen und fischbeständen wie in Alaska, in der kleinen massiv verbauten schweiz?
Dann träumt weiter und fliegt rund um die welt zum fischen, am besten nach nordamerika um die hierzulande verhasste regenbogner zu fangen. :roll:
Davon träumen wohl viel eher diejenigen, die verzweifelt nach dem Besatz schreien und sicher nicht die, die den Verzicht predigen...

ChristianK. hat geschrieben:Klar gibt es in Bayern mehr RBF als BF!
Ist das so?

ChristianK. hat geschrieben:Ist doch logisch das wenn man den besatz einer sich nicht reproduzierenden art reduziert, auch der bestand nachlässt :!: Sorry, aber das ist DER vorteil der RBF!!! Sollten sich die umstände für heimische arten irgendwann bessern, lässt man den besatz mit RBF sein, und schwupps ist sie weg. Sie ist KEINE invasive art wie es oft argumentiert wird!
Nach all den Beiträgen stelle ich fest:
Die einen wollen die Regenbogenforelle, weil sie sich angeblich viel besser hält als die Bachforelle. Die anderen wollen die Regenbogenforelle, weil sie sich ohne Besatz gar nicht hält. So unterschiedlich können die Begründungen für ein und die selbe Sache sein.

ChristianK. hat geschrieben:Dann sind vereine verpflichtet besatz zu leisten, dieser ist zB im fall der tiroler ache fast nur kormoran futter, der mehr geschützt wird wie fische und es hunderte von ihnen im grössten binnendelta europas gibt. Jede BF und SeeFo die aufsteigen will, muss durch die kolonie der kormorane, was das heisst, kann sich jeder selber ausmalen.
Da besetzt werden muss und die finanzen in den schrumpfenden vereinen sinken, die tiroler ache den Bafos kaum passenden lebensraum bietet, ist der günstige besatz mit RBF eine logische schlussfolgerung.
Ohne den nachweislichen besatz verlieren die vereine die gewässer und ohne fänge gehen die fischer, egal wie, man kommt nicht um besatz mit RBF herum.
In dieser Situation tut mir der Verein leid, denen mache ich dort keinen Vorwurf. Da stösst mir viel eher das Verhalten der Behörde auf, welche solche Vorschriften erlässt.

Aber: Meines Wissens ist auch in Tirol der Besatz mit Regenbogenforellen nicht einfach pauschal gestattet, sondern nur dort, wo sich Bachforellen und Äschen nicht fortpflanzen können. Der Besatz mit Regenbögelern ist zudem meldepflichtig, im Gegensatz zum Besatz von heimischen Arten.

ChristianK. hat geschrieben:Gonefishing, das ist genau diese hinkende argumentation. Man WEISS das nichts passiert mit der RBF, wer das nach 100jahren immer noch nicht glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. Wenn 100 jahre praktische erfahrungen nicht ausreichen, was dann? Weitere 297 wissenschaftliche untersuchungen, nur damit man es 297 mal schriftlich hat und dann trotzdem nicht glauben will, weil man es einfach nicht will?
Was sind schon 100 Jahre? Bei der Ambrosia hat es beispielsweise ganze 130 Jahre gedauert, bis sie invasiv wurde und heute mit riesigem Aufwand aus Gesundheitsgründen bekämpft wird. Und was ist, wenn die 297. Studie dann doch einen fatalen Effekt der Einbürgerung der Regenbogenforelle nachweist? So wie diese Effekte in Nordamerika und Neuseeland längst nachgewiesen sind? Denn selbst die Fachwelt sagt, dass diese negativen Effekte zwar in Europa in der Tat so noch nicht bekannt sind, aber nicht etwa weil nachgewiesen wäre, dass sie nicht auftreten, sondern weil schlicht und einfach die Datenlage dazu in Europa sehr lückenhaft ist...

ChristianK. hat geschrieben:Wieso wachsen bei uns Thuja als Hecke, Erdäpfel aus Amerika, Mais aus übersee, Tomaten, Fasane, ...?
Wieso werden die nicht entfernt, sind doch fremde arten?!
Die Rodung von Maisfeldern im Rahmen der Neophytenbekämpfung hab ich auch schon vorgeschlagen, die Bauern wollten aber aus irgendwelchen Gründen nicht mitmachen :roll:

Im Prinzip hast du recht, dass das ein Widerspruch ist. Bloss darfst du nicht vergessen, dass für die Bekämpfung von Neophyten tatsächlich Millionenbeträge aufgewendet werden, und ein Teil dieser Neophyten stammt aus der Landwirtschaft. Das Problem ist also existent und sollte in der Tat nicht vergessen werden. Und dabei sind Neophyten für die Biodiversität erst noch das wesentlich kleinere Problem als Neozoen. Negative Folgen von Neophyten auf Ökosysteme sind nämlich kaum bekannt, von Neozoen hingegen schon.

ChristianK. hat geschrieben:Der amerikanische krebs nicht aus unseren gewässern entfernt, trotz dem wissen das er unsere heimischen schädigt?
Wenn du eine praktikable Lösung dafür hast, wie amerikanische Krebse vollständig aus Gewässern entfernt werden können, darfst du dich gerne beim Krebsexperten deines Vertrauens melden. Darauf wartet nämlich die ganze Fachwelt seit Jahrzehnten sehnsüchtig. Bei allen Kongressen und in allen Publikationen der Astacologen (die heissen wirklich so) ist die Bekämpfung der invasiven Arten nämlich das Hauptthema und alle sind fieberhaft auf der Suche nach Lösungen. Eine Ehrenmitgliedschaft in den entsprechenden Vereinigungen wäre dir sicher. Bisher gibt es nämlich erst eine halbwegs taugliche Methode zur Eliminierung invasiver Krebse, diese stammt aus den USA und ist ziemlich brachial: Das ganze Gewässer ganz einfach mit Kies auffüllen, dann alles asphaltieren und Parkplätze draus machen.

Und nur damit wir uns richtig verstehen: das ist kein Witz, sondern in den USA die Realität. Die Krebse sind das beste Beispiel dafür, wie vermeintlich harmlose Tiere die grössten Probleme verursachen können.

ChristianK. hat geschrieben:Das ganze ist eine pseudo diskussion mit pseudo argumenten!
Dem stimme ich allerdings zu :mrgreen:
FISCHEN hat von Natur aus etwas mit ESSEN zu tun Bild
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