Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Hier kommen die Fragen und Antworten zum Bergsee- und Eisfischen rein.
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jamilin

Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von jamilin »

Ehrenwerte Forumsgemeinschaft

Wir planen nächsten Sommer ein paar Tage im Kanton Uri fischen zu gehen.
Uns interessieren vor allem Bergseen ab 1500 m.ü.M , die vorzugsweise gute Bachforellen- und/oder Saiblings (z.B. See, Bach, oder Namaycush) bestände aufweisen. (Wir wären auch mit Regenböglern zufrieden, solange diese nicht aus Massfischbesatz stammen.)
Ausserdem wollen wir bei Gelegenheit kleinere Bergbäche befischen.
Als Köder sollen zum grössten Teil Kunstköder (am liebsten Wobbler und kleine Löffel) zum Einsatz kommen, allenfalls werden wir teilweise auf Naturköder ausweichen.

Wir währen sehr froh um einige Tipps bezüglich der Köder und vor allem der Gewässer.
Falls wir ausreichend Auskünfte (Vielen Dank schon im Voraus!) erhalten und der Ausflug zustande kommt, werden wir uns mit einem Fangbericht revanchieren.
Chris86

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von Chris86 »

Kennst du das Bergseeverzeichnis? Ist eine Auflistung mit den meisten Bergseen der Schweiz inklusive Infos zu den verschiedenen Seen. Kostet auch nicht alle Welt!
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Weissbart
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Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von Weissbart »

Eine Gruppe junger, innovativer Urner Fischer hat einen 'Fischerguide Urner Bergseen' erstellt. Dieser kann auf untenstehendem Link für CHF 23.- (exkl. Versandkosten) bestellt werden. Ist noch etwas spezifischer als das Bergsee-Verzeichnis...
http://www.mountain-flyfishing.com/guid ... -bergseen/
___
Ein Fischer der am Ufer wartet, bis sich alle Wellen geglättet haben, wird nie einen Fisch fangen!
jamilin

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von jamilin »

Danke für die Antworten.

Den Bergseenguide kennen wir schon. Wir wären froh wenn uns jemand über seine persönlichen Erfahrungen berichten könnte.
CH-Troutstalker

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von CH-Troutstalker »

Hallo zusammen!

Gerne helfe ich dir weiter!
jamilin hat geschrieben:Uns interessieren vor allem Bergseen ab 1500 m.ü.M
Das schränkt es nicht wirklich ein, denn ausgenommen vom Golzernsee (1409 M.ü.M) liegen alle 24 anderen Seen darüber. Das Ganze geht bis 2650 M.ü.M (Schwärzisee(n)).

Bachforellen- und Saiblingbestand findest du in einigen Bergseen. Es wäre zu umständlich, jetzt all diese Gewässer rauszusuchen und genauer zu beschreiben. Suche dir doch auf der Besatz- und Ertragsstatistik ein paar Bergseen oder Bäche raus, die für dich interessant erscheinen und ich kann sie dir genauer beschreiben wenn du möchtest. In der Besatz- und Ertragsstatistik ist jedes Patentgewässer aufgelistet und du kannst genau sehen, wo, welche und wieviele Fische gefangen wurden. Ebenfalls ersichtlich ist der Besatz. Suchst du also die Bergseen mit Bachforellenbesatz, klappere die Liste ab und schaue, wo bei den Bachforellensömmerlingen (BFS) und Bachforellenjährlingen (BFJ) eine Zahl eingetragen ist. Gleiches Vorgehen bei der Namaycush (NCS/NCJ). Um die Besatzregenbogenforelle kommst du mit einigen Ausnahmen praktisch nicht herum. Hier der Link zur aktuellsten Liste (Ertrag 2012/Besatz 2013):
http://www.ur.ch/dl.php/de/528a29d5a1a1 ... 2_2013.pdf


Mit freundlichem Gruss
Raphael
Zuletzt geändert von CH-Troutstalker am Fr 3. Apr 2020, 12:23, insgesamt 2-mal geändert.
jamilin

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von jamilin »

Danke für die ausführliche Antwort.

Uns sind der Fulen- und der Obersee ins Auge gestochen. Wie sind dort die Bestände? Lohnt es sich auch die umliegenden Bäche zu befischen ? Natürlich sind wir auch weiterhin über Infos zu anderen Gewässern froh.
CH-Troutstalker

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von CH-Troutstalker »

Hallo jamilin

Der Obersee im Erstfeldertal ist ein Mischgewässer, hauptsächlich werden dort Regenbogen- und Namaycushforellen eingesetzt. Geschätzte 2/3 des Sees sind sehr flach, man kann den Grund überall sehen, was eine eventuelle Fischerei auf Sicht erlaubt. Der hintere Teil dagegen ist ein richtiges Loch, der See stürzt dort von 1-3 Meter im vorderen Teil fast direkt auf 12 Meter Tiefe ab. Vom Ertrag her liegt der See im guten Durchschnitt, es liegen aber immer wieder tolle Fänge drin und man darf meistens mit Fischen rechnen. Die letzten Male als ich oben war (ich habe nur mit der Fliege gefischt), war es eine sehr sehr heikle Angelegenheit, denn das Wasser ist sowas von klar und die Fische dementsprechend vorsichtig. Ein anderer Fischer fischte mit Blech und konnte zwei dicke Kanadier landen. Auf dem Bild zu sehen ist der flache, vordere Teil des Sees:

Bild

Der Fulensee ist ebenfalls ein sehr schönes Gewässer, wenn auch ganz anders als der nur 200 Höhenmeter höher gelegene Obersee. Der grösste Teil der Uferzone ist dicht bewachsen, teilweise gar nicht betretbar. Da ein richtiger Einfluss nicht vorhanden ist und somit der "Zug" im See fehlt, ist das Wasser trüb, der Boden verschlammt und überall liegt Totholz. Die Bedingungen zum Fischen (v.a. grundnah) sind eher schwierig. Die Bachforellen sind aber eine Klasse für sich. Der dunkle Boden färbt die Fische einmalig schön, wirklich sehenswert.

Bild

Anzufügen wäre vielleicht noch die tolle Gegend rund um die Kröntenhütte SAC. Vor allem die Sumpf- und Moorlandschaften bieten einen idealen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, und das auf engstem Raum. Ein Schneidertag wäre deshalb gar nicht schlimm, denn es gibt noch viel anderes zu sehen dort oben.
jamilin hat geschrieben:Lohnt es sich auch die umliegenden Bäche zu befischen ?
Damit meinst du wahrscheindlich den Alpbach, denn die vielen anderen Bächlein sind nur sehr klein, stürzen über Felsen und versickern zwischenzeitlich, sie sind praktisch alle ohne Fische. Sie alle münden im Alpbach. Der Bach ist eine kleine fischereiliche Herausforderung, denn er ist alles andere als leicht zugänglich. Abgesehen von ein paar leichtzugänglichen Stellen müssen die anderen Pools hart erarbeitet werden, trittsicherheit ist ein Muss. Der Alpbach ist oftmals vom Schmelzwasser des Glatt Firn / Schlossberggletschers geprägt, was die Fischerei beeinflussen kann. Zudem wird der Alpbach durch zwei Kleinkraftwerke zur Stromproduktion genutzt. Die letzten ca. 200 Meter bis zu Einmündung in die Reuss sind kanalisiert. Besetzt ist der Alpbach mit Bachforellen. Sie können dank der anstrengenden Erreichbarkeit des Bachs gute Grössen erreichen.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen!

Gruss Raphael
Zuletzt geändert von CH-Troutstalker am Fr 3. Apr 2020, 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
forellenfreak

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von forellenfreak »

Wow mercy für den tollen Bericht. Ihr habt wunderschöne Bergseen. Was mich noch verwundert ist das am Seewlisee anscheinend sehr viele fischen....laut dem Ertrag an Fischen. Obwohl doch eine sehr strenge Wanderung erfoderlich ist....oder liegt es auch an dem Reiz das bekannt ist dass dort schon grosse Kaliber gefangen worden sind?
wassermaa
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Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von wassermaa »

hey raphael sehr interessant und seit langem was vom besten dass ich hier gelesen habe! danke für deine ausführlichen informationen :v:
CH-Troutstalker

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von CH-Troutstalker »

Hey zusammen!

@wassermaa: vielen Dank, freut mich wenns gefällt

@forellenfreak: Ich denke, dass es die Mischung ist. Der Seewlisee ist mit seinen 9ha der grösste und 20m der tiefste natürliche Bergsee im Kanton, das hat natürlich Potential. Durch die von dir bereits erwähnten kapitalen Fängen (sowohl Namaycush, als auch Regenbogen- und Bachforelle) in den letzten Jahren hat der See weit über die Kantonsgrenze an Bekanntheit zugelegt. Bezüglich Ertrag ist er nach dem Göscheneralpstausee absoluter Spitzenreiter. Diese, ich nenne es mal "Fanggarantie", lockt wiederum zahlreiche Fischer an. Auch die Grösse des Sees verteilt die Fischer gut.
Der strenge Anmarsch teuscht: Nimmt man die Bahn auf die Chilcherbergen von Silenen her sind es nur noch 900 Höhenmeter bis zum See, ein durchschnittlicher Berggänger schafft dies in 2 - 2.5 Stunden. Im Gegensatz zu den wirklich harten ist dies eher wenig. Hienzu kommt, dass der dort oben ansässige Bauer Massenlager anbietet (http://www.seewli.ch.vu/), was ein Fischen über mehrere Tage erlaubt.

Der Blick vom Seewligrat (Zugang über Sittlisalp).
Bild


Bild

Gruss Raphael
forellenfreak

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von forellenfreak »

Mercy für die Info
Einfach ein wunderbarer,hammermässig schöner Bergsee:-)
jamilin

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von jamilin »

Danke für die ausführlichen Infos. Mit diesen Bildern steigert sich die Vorfreude auf den kommenden Sommer sehr.
Kennt zufällig jemand ein Urner Fliessgewässer mit Bachsaiblingsbestand ?
Sorry wegen den vielen Fragen :oops: , aber da wir noch wenig Erfahrung mit alpinen Gewässern haben, sind über jeden Tipp sehr froh. :)
Vielen Dank im Voraus.
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alpenfliege
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Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von alpenfliege »

CH-Troutstalker hat geschrieben:Hier der Link zur aktuellsten Liste (Ertrag 2012/Besatz 2013):
http://www.ur.ch/dl.php/de/528a29d5a1a1 ... 2_2013.pdf
Hallo Jamilin
Viel fragen ist ok, viel lesen auch ;-) - zum Beispiel die super Info von Troutstalker -> Göscheneralpreuss.
Gruss Werner
CH-Troutstalker

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von CH-Troutstalker »

Hallo jamilin!

Wenn du auf der Besatz- und Ertragsstatistik schaust, erkennst du, dass man in lediglich zwei Urner Fliessgewässern Bachsaiblinge fängt. Namentlich sind dies die Göscheneralpreuss und die Gotthardreuss. Der Eine in der Oberalpreuss ist entweder eine Verwechslung des Fängers oder ein Abgewanderter aus der Gotthardreuss, möglich wärs jedenfalls. Einen wirklichen Bachsaiblingbestand findest du dort aber nicht. Sowohl in der Gotthard- wie auch in der Göscheneralpreuss lebt neben dem Saibling auch noch die Bachforelle, sie macht eher den Hauptbestand aus.

Die Gotthardreuss würde ich zum beschreiben in drei Abschnitte unterteilen:
Der Erste wäre von der Mündung in die Reuss in Hospental bis zum kleinen Seelein (ca. 1610 M.ü.M) anfangs Gamsboden. Die Gotthardreuss fliesst in diesem Abschnitt unterhalb der Passstrasse durch eine art Tobel, welches bei der Begehung Trittsicherheit und ein wenig Ortskenntnis (z.B. wo umgehe ich diesen grossen Stein am besten? usw.) benötigt. Durch die vielen Steine bilden sich aber immerwieder tolle Pools.
Der zweite Abschnitt befindet sich zwischen dem erwähnten Seelein und zieht sich bis ca. zum Abluftkamin des Gotthard-Strassentunnels. Die Gotthardreuss schlängelt sich in diesem Abschnitt schön über Alpwiesen. Das Gebiet ist flach und gut zugänglich.
Letzter (oberster) Abschnitt findet man vom Kamin bis zu Kantonsgrenze (Achtung: Die Kantonsgrenze ist ca. 3km VOR der Passhöhe, nicht zu weit fischen). Diese Strecke erfordert wiederum Trittsicherheit. Auch die Steinschlaggefahr von der Westflanke des Blaubergs ist nicht ausser Acht zu lassen. Auf Satellitenbildern erkennst du ein zwei Steinschlagzüge, welche bis zur Gotthardreuss reichen. Je nach dem wann du unterwegs bist muss auf der ganzen Strecke mit übriggebliebenen Lawinenschnee gerechnet werden, welcher dich aber nur unwesentlich einschränkt. Parkplätze sind beim Bahnhof in Hospental und auf dem Gamsboden, wo du mehrere Ausfahrstellen findest.

Die Göscheneralpreuss ist für dich als Spinnfischer vom Dorfausgang in Göschenen bis zum ersten, vorderen Gwüestseeli im Gwüest/Jäntelboden interessant. Die beiden Gwüestseeli UND der dazwischen liegende Bachlauf ist der Fliegenfischerei vorenthalten. Zwischen dem Jäntelboden (Campingplatz) und dem Weiler Bonen/Wiggen fliesst die Gö'alpreuss durch eine kleine Schlucht, welche durch grosse Steine und viel Buschwerk geprägt ist. Fischen ist möglich, aber anstrengend für Körper und Nerven. Weiter in Richtung Göschenen wird das Tal flacher und breiter. Der Bach wird leichter befischbar (aber auch hier zum Teil hartnäckiges Gebüsch, welches ich schon mit dutzenden von Fliegen verziert habe :lol: ) Direkt nach der Fassung bei Abfrutt (ca. 1160 M.ü.M) vor Göschenen nimmt der Bach aber nochmals eine kleine Stufe, welche aber ebenfalls befischbar ist, aber mit grossen Steinen durchmischt ist, was ein bisschen Klettern benötigt. Der Wanderweg und die Strasse von Göschenen in die Göscheneralp führen mehr oder weniger immer dem Bach entlang, was die Begehung erleichtert. Parkplätze findest du vor Abfrutt, beim Abzweiger Salbithütte SAC, bei Wiggen und im Gwüest selber.

Die Bachsaiblinge werden in beiden Gewässern nicht übermässig gross, man fängt viele kleine bis knapp über 20 Zentimeter. Dafür sind sie unglaublich schön zum anschauen.

Gruss Raphael
Zuletzt geändert von CH-Troutstalker am Mo 6. Jan 2014, 20:15, insgesamt 1-mal geändert.
forellenfreak

Re: Urner Bergseen und -bäche Sommer 2014

Beitrag von forellenfreak »

Wow deine Beschreibungen zu den seen sind wirklich der Hammer.....mercy dafür.
Mich interessiert der Portgerensee und vorallem der Rorsee unheimlich....als Namaycushfan würde ich am Rorsee warscheinlich meine Freude haben....haben die beiden Seen Elritzen. Welchen würdest du für das interessantere Namaygewässer halten....im Rorsee hat es ja anscheinend auch Regenbögler....hast du zufälligerweise ein Bild von einem Namay der beiden oder einem der genannten Seen. Nimmt mich Wunder wie die gefärbt sind..?
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